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Veritables Nachwuchsproblem / Ökologie der Waldnutzung Teil 2

Artikel aus dem Gebäudeenergieberater 02/2023

Wir hatten Ihnen Ende Januar 2023 bereits den ersten Teil des Artikelserie auf unsere Homepage gestellt, damit Sie sich selbst ein Bild machen können, wie sehr wir, was die Waldnutzung betrifft, „auf dem Holzweg sind“.

Ich habe selten ein so fundiert aufgebauten Fachartikel lesen können.

Herr Werner Eicke-Hennig weißt schon auf der ersten Seite seines Artikels daraufhin, dass der deutsche Holzverbrauch den Holzeinschlag derzeit schon übersteigt und wir deshalb auf Importe angewiesen sind aus Ländern, die ihre Wälder stärker abholzen wie diese wieder nachwachsen können.

Das bedeutet, wir sollten jetzt nicht alle, wie auch von Herrn Minister Haug propagiert alle Häuser plötzlich aus Holz bauen, weil wir so viel Holz gar nicht zur Verfügung haben. Das heißt wir müssen weniger Holz verbrauchen um die Funktion unserer Wälder zu erhalten und nicht mehr.

Dass hier auf Landesebene ausgerechnet der für die Forstwirtschaft zuständige Minister die objektiv richtigen Zahlen nicht kennt – oder mutmaßlich nicht in seine Überlegungen einbezieht - und entsprechend handelt ist schon sehr verwunderlich.

Herr Eicke-Hennig stellt deshalb zu Recht die Frage: 
Bauwende durch mehr Holzbau?

Er gibt auch gleich die Antwort: 
Ein totaler Irrweg, auch mit Produkten aus Holz setzt sich Herr Eicke-Hennig kritisch auseinander und weist daraufhin, dass Brettsperrholz mit hohem Energieaufwand hergestellt wird, auch bei den Holzweichfaserdämmstoffen trifft dies zu.

Ich zum Beispiel wusste nicht, dass Holz in Weichfaserdämmstoffen „chemisch veredelt werden“ muss, wobei der Anteil der chemischen Stoffe bei den Holzweichfaserdämmstoffen so hoch ist, dass eine Entsorgung nur über eine Verbrennung möglich ist. Das ist ja nicht zwingend das wir uns mit der Kreislaufwirtschaft vorstellen, d. h. der Wiederverwendung von Baustoffen.

Interessant finde ich auch was Herr Eicke-Hennig zum Thema Verdrängungseffekte bilanzieren schreibt. Eigentlich ist es ganz klar was er hier schreibt, es ist ganz einfach nachzuvollziehen, zumindestens ich habe darüber bislang noch nicht nachgedacht. Was ich weiß aus „früheren Jahren“ ist, dass die Cellulose die aus Holz gewonnen wird, und mit der Papier hergestellt wird häufig aus Kanada kommt, d. h. dort wird der Wald gefällt und dann wird Cellulose hergestellt und dann kommt diese mit Tankschiffen nach Europa, ein ökologischer Unsinn.

Es gibt zwischenzeitlich auch Papier aus Bambus, wobei die Bambuscellulose per Schiff aus Indonesien kommt.

Die Untersuchung wo künftig Holz herkommen könnte von der Universität Haifa zeigt zumindestens mir Dinge an die ich bisher auch nicht gedacht habe. Man denkt einfach zu leicht, lasst uns möglich viele Bäume pflanzen, das ist gut für das Klima, Bäume binden CO2 und schaffen Lebensraum für Tiere bis hin zu Insekten und haben einen hohen Erholungsfaktor, aber so einfach ist es wohl leider nicht. 

Ob wir dann in einigen Jahren wirklich Holz aus neu angepflanzten Wäldern aus Afrika, Asien, Russland oder Südamerika haben wollen wage ich zu bezweifeln, hier begeben wir uns wieder in Abhängigkeiten von denen wir uns gerade lösen wollen bzw. müssen. Wenn Holz über tausende von Kilometern transportiert wird, erfolgt dies nicht mit einem Segelboot, sondern mit großen Schiffen mit riesigen Dieselmotoren.

Mit seiner These „auf den umweltverträglichen Holzeinschlag kommt es an“ zeigt Herr Eicke-Hennig in seinem Artikel auf, welche Möglichkeiten wir haben, d. h. er ist Realist und das was unsere Politiker zum größten Teil von sich geben sind Dinge die einfach nicht funktionieren, aber es ist eben derzeit „das Gebot der Stunde“, dass wir alle plötzlich nur noch mit Holz bauen sollen.

Hier wird definitiv zu wenig kritisch hinterfragt, in wie weit dies sinnvoll ist und es kann nicht sinnvoll sein bzw. werden, wenn diesem Trend nicht ein Konzept zugrunde liegt wo das Holz, möglichst aus regionalem Anbau herkommt und wie wir nachhaltige Forstwirtschaft bei uns umsetzen, um überhaupt den hohen Holzverbrauch den wir heute schon haben aus unseren heimischen Wäldern decken können, sodass keine riesigen Transportwege notwendig sind, damit überhaupt von Nachhaltigkeit gesprochen werden kann. 

Bleiben Sie gesund.

Gärtringen, den 20. März 2023

Bernd Geisel
Bauconcept Projektentwicklung GmbH

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