Aktuelles / Pressespiegel
Wasserstoff wird verfügbar sein
Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten vom 21. Juni 2023
Die Redakteure der Stuttgarter Nachrichten haben Herrn Dirk Güsewell von der EnBW zum Thema Verfügbarkeit von Wasserstoff interviewt.
Ich halte diesen Artikel insbesondere deshalb für äußerst lesenswert, da hier ein ausgewiesener Fachmann für die Fragen zur Verfügung stand, der weiß, was realistisch möglich ist und was nicht.
Wir haben ja viele Wünsche unserer Politiker, wie die Energiewende gestaltet werden soll, aber ohne die Spitzen der Versorgungsunternehmen, die die Möglichkeiten realistisch einschätzen können und was sich wie umsetzen lässt, geht es nicht. Deshalb sollten unsere Politiker dies auch in ihre Überlegungen mit einbeziehen.
Herr Güsewell sagt, das Ziel unserer Landesregierung ist es, bis 2040 in Baden-Württemberg 15 % des Energiebedarfs mit Wasserstoff zu decken, wobei hier sicher grüner Wasserstoff gemeint ist.
Wenn ich Herrn Güsewell richtig verstehe, dann geht er davon aus, dass es der Netze BW gelingen wird, die besonders energieintensiven Betriebe, in denen Strom und Gas zum größten Teil durch grünen Wasserstoff ersetzt werden muss, bis 2040 zu erreichen, d. h. zu versorgen, aber eben nicht jeden Haushalt. Dies wäre gut, damit Gas-Brennwertheizungen dann mit einem Gemisch aus Erdgas und Wasserstoff betrieben werden könnten.
Sehr erfreulich finde ich auch, dass vom Prinzip her nun auch von Herrn Güsewell bestätigt wird, dass das vorhandene Erdgasnetz, das quasi jeden Haushalt erreicht, für die Durchleitung von Wasserstoff genutzt werden kann bzw. für ein Gemisch aus Erdgas und Wasserstoff.
Dass ein Neubau eines Leitungsnetzes für Wasserstoff nicht in Frage kommt, da dies schlicht und ergreifend nicht umsetzbar ist, dürfte wohl breiter Konsens sein, zumal auch unsere Regierung ganz eindeutig bei der Energieversorgung dem Strom den Vorrang gibt. Meiner persönlichen Einschätzung nach wird es darauf hinauslaufen, dass die Wärmeversorgung mit grünem Wasserstoff in Privathaushalten leider eine kleine Nische bleiben wird und der grüne Wasserstoff dort zum Einsatz kommt, wo er natürlich auch am meisten Sinn macht: in der Industrie und ganz entscheidend auch im Bausektor, d. h. bei der Zement-, Stahl- und Gipsproduktion.
Interessant finde ich auch die 3 Wünsche, die Herr Güsewell hat. Dass die Erdgas-Infrastruktur relativ einfach auf Wasserstoff umgeändert werden kann, dass es ein vernünftiges Finanzierungskonzept gibt (ich denke, hier meint Herr Güsewell Zuschüsse vom Staat) und dass sich die Investitionen der Netze BW in den Wasserstoff rechnen.
Erstaunlich finde ich die Einschätzung von Herrn Güsewell, dass wir in Deutschland voraussichtlich wenig grünen Wasserstoff produzieren werden, da nicht mit viel überschüssigem grünen Strom gerechnet werden kann. Das ist sehr bedauerlich, ich habe dies bislang anders eingeschätzt.
Das heißt, wir sind wieder auf Importe angewiesen, auch aus den arabischen Ländern und den USA, mir persönlich gefällt dies nicht wirklich. Damit ist meiner Meinung nach auch ausgeschlossen, dass wir davon ausgehen können, dass Privathaushalte jemals ihre Wärmeerzeugung mit grünem Wasserstoff machen können.
Das heißt auch, das Ende der Gasbrennwerttechnik kommt nun unaufhaltsam, wobei ich die Gasbrennwerttechnik immer als ganz hervorragende Technik betrachtet habe, da diese einen Wirkungsgrad von über 100 % hat (nach Norm, effektiv etwa 92 %). Effektiver kann man die zur Verfügung stehende Primärenergie nicht nutzen. Aber was nützt das Jammern, wir setzen jetzt die Energiewende um mit allen Vor- und Nachteilen.
Bleiben Sie gesund.
Gärtringen, den 22. Juni 2023
Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH