Aktuelles / Pressespiegel

Markthochlauf für Wasserstoff beschleunigen – Bundeskabinett beschließt Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie

Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums vom 26. Juli 2023

So richtig eine Sommerpause scheint es in Berlin nicht zu geben. Wir haben gestern 5 umfangreiche Pressemitteilungen vom Bundeswirtschaftsministerium bekommen. In einer ging es darum, die Gewinnung und Verwendung von grünem Wasserstoff voranzutreiben. Diese möchten wir Ihnen vorstellen.

Am 26. Juli 2023 konnte Herr Bundesminister Habeck bei thyssenkrupp Steel den von der EU genehmigten 2 Milliarden Zuschuss „vorbeibringen“, sodass dort Erdgas und Strom durch grünen Wasserstoff bei der Produktion von Stahl ersetzt werden können. Diesen Stahl braucht natürlich auch die Fahrzeugindustrie, aber wir können auch keine Häuser bauen ohne Stahl.

Das Bauen verursacht 40 % des weltweiten CO2-Ausstoßes, und von diesen 40 % entstehen wiederum zwei Drittel bis 70 % durch die Herstellung von Stahl, Zement, Beton und Gips, d. h. hier ist der Hebel zur Entlastung unserer Umwelt am höchsten, deshalb ist es auch sinnvoll, zuerst die Industrie mit grünem Wasserstoff zu versorgen. 

Sehr bedauerlich ist in diesem Zusammenhang, dass unsere Regierung aufgrund der vorliegenden Fakten davon ausgehen muss, dass wir einen wesentlichen Teil des benötigten grünen Wasserstoffs importieren müssen und dass nicht - sondern ganz im Gegenteil - von unseren europäischen Nachbarstaaten, sondern auf dem „Weltmarkt“, d. h. wir begeben uns damit wieder in eine Abhängigkeit, in die wir uns eigentlich nicht begeben sollten. 

Ich halte es deshalb für dringend geboten, die Eigenerzeugung von Strom aus Windkraft und Sonnenenergie soweit auszubauen, dass wir zumindest weitestgehend von Importen unabhängig werden. Nur damit können wir uns langfristig unabhängig machen von Staaten, die gegebenenfalls Deutschland irgendwann nicht mehr als idealen Partner beim Kauf von grünem Wasserstoff sehen.

Dass wir Wasserstoff auch brauchen, um z. B. LKW’s zu betreiben und Baumaschinen, liegt auf der Hand. Es ist schon ein paar Jahre her, als die große Firma mit dem Stern im Logo in Ulm ein Forschungszentrum mit ca. 300 qualifizierten Mitarbeitern aufgelöst hat, das sich mit der Entwicklung der Brennstoffzelle befasst hat und kurz vor der Großserie stand, weil diese Technologie nicht mehr gebraucht werden würde. Hier wurden interessante Lösungen in Zusammenarbeit mit der Universität Ulm ausgearbeitet, die wir heute, so meine Vermutung, dringend brauchen könnten. 

Anscheinend kann man nun doch ein Teil der „alten“ Erdgasleitungen verwenden, um grünen Wasserstoff vom Erzeuger zum Verbraucher zu bringen. Zumindest wollen wir wohl im Jahr 2030 10 Gigawatt Wasserstoff selbst herstellen. Wenn man jetzt genau wüsste, wieviel wir vom grünen Wasserstoff dringend brauchen, dann könnte sich jeder Mensch ein Bild machen, wie hoch unsere Abhängigkeit sein wird oder auch nicht.

Es soll nun auch ein sogenanntes Wasserstoffstartnetz gebaut werden mit rund 1.800 km bis 2027 / 2028. Auch hier fällt es mir schwer zu beurteilen, ob das viel oder wenig ist.


Wenn ich es richtig im Kopf habe, dürfte das gerade 2 x reichen von Hamburg nach München eine Leitung zu verlegen. 

Dass unsere Industrie gefördert werden soll, damit die Technologien, die mit Wasserstoff zusammenhängen, bei uns in Deutschland (weiter) entwickelt werden, damit diese auf dem Weltmarkt verkauft werden können, ist gut. Wir brauchen solche Dinge, bei denen wir Technologie- und Weltmarktführer sind.

Hier scheint sich etwas zu bewegen. Leider wie sehr häufig reichlich spät im Jahr 2007 hat mit deutscher Zustimmung das EU- Parlament beschlossen, wir brauchen eine Wasserstoffstrategie für ganz Europa. Jetzt sind wir alle 16 Jahre älter und entwickeln jetzt gerade die Wasserstoffstrategie.

Ich hoffe, dass dies jetzt nicht nochmal 15 Jahre dauert.

Bleiben Sie gesund.

Gärtringen, den 27. Juli 2023

Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH

Zur Pressemitteilung