Aktuelles / Pressespiegel
Langsam, aber stetig: Die Anzeichen für eine verbesserte weltweite Konjunkturentwicklung mehren sich
Schlaglichter 06/2024, veröffentlicht vom Wirtschaftsministerium in Berlin
Einmal im Monat veröffentlicht das Wirtschaftsministerium eine Liste mit interessanten Beiträgen, die man sich bei Bedarf runterladen kann.
Da wir insbesondere aufgrund unserer starken Exportwirtschaft ganz entscheidend davon abhängig sind, wie sich weltweit die Konjunktur entwickelt, halte ich diesen Artikel für sehr lesenswert.
Im Vergleich mit den USA liegen wir, denke ich, was den sogenannten Einkaufsmanagerindex betrifft, gar nicht so schlecht. Nach dem 1. Quartal 2024 haben wir den gleichen Wert wie die USA. Ich halte dies insbesondere deshalb für sehr bemerkenswert, da in den USA in den letzten 10 bis 12 Monaten 300 Milliarden Dollar ausgegeben wurden, um die Wirtschaft zu fördern, insbesondere in Sachen Nachhaltigkeit. In Deutschland waren es, wenn man alle Programme zusammenzählt und ich nichts vergessen habe, in 2023 und 2024 zusammen knapp unter 20 Milliarden Euro.
Was sich ganz hervorragend entwickelt ist Indien, aber auch das ist nicht wirklich eine Überraschung. Indien gehört zu den Ländern, deren Bedeutung in den nächsten Jahren / Jahrzehnte ganz erheblich zunehmen wird.
Dass die gestiegenen Zinsen sich negativ auf die Entwicklung der Wirtschaft auswirken, ist nun auch nicht wirklich neu. Im Juni 2024 wird mit der ersten Zinssenkung der EZB um voraussichtlich 0,25 % gerechnet. Eventuell folgen dann auch noch weitere im Lauf des Jahres.
Was ich für besonders erfreulich halte ist, dass wir jetzt davon ausgehen können, dass die Talsohle des weltweiten Wachstums um den Jahreswechsel 2023 / 2024 durchschritten wurde.
Das Verbrauchervertrauen nimmt auch zu. Hier liegen wir nun in der EU auf dem gleichen Niveau wie die USA und Japan. Dass in Israel das Verbrauchervertrauen zurückgeht durch den Gaza-Krieg, kann auch niemanden mehr überraschen. Ein gewachsenes Verbrauchervertrauen führt auch zu einer Wachstumsdynamik, auch wenn diese im Moment noch das Attribut „bescheiden“ trägt.
Dass hohe Zinsen die Wirtschaftstätigkeit weltweit negativ beeinflussen ist uns allen klar. Da die Renditen von langfristigen Staatsanleihen in den meisten Volkswirtschaften steigen, gehen die Volkswirtschaftler davon aus, dass dies auf eine weltweite Reduzierung der Leitzinsen, die in der 2. Jahreshälfte 2024 erwartet wird, zurück zu führen ist.
Die Inflation scheint nicht nur in Deutschland gesunken zu sein, sondern auch in vielen anderen Ländern gibt es diese Entwicklung. Die Verfasser dieser Studie führen dies ganz entscheidend auf die niedrigeren Energiepreise zurück und dass es gelungen ist, dass wichtige Grundnahrungsmittel wie Weizen und Mais wieder günstiger auf dem Weltmarkt angeboten werden können, d. h. der Ernteausfall wegen des Kriegs in der Ukraine konnte mehr als kompensiert werden.
Wenn man hier so liest, dass wir in den meisten sogenannten fortgeschrittenen Volkswirtschaften Ende 2022 bis zu 10,9 % Inflation hatten und dass diese nun fürs 1. Quartal 2024 auf 3 % gefallen ist, zeigt die Dimension und mit welchen Problemen alle führenden Wirtschaftsnationen der Welt in den letzten 18 Monaten zu kämpfen hatten.
Dass insbesondere Dienstleistungen im Preis noch nicht zurück gegangen sind und immer noch deutlich über den Durchschnittswerten vor der Pandemie liegen, hat mich persönlich erstaunt, weshalb es immer wieder interessant ist, solche Studien zu lesen.
Da sich der Welthandel erholt und die Lieferketten trotz erhöhter Kosten weitgehend robust sind, hat die OECD ihre Prognose für 2024 / 2025 für das weltweite Wachstum auf 3,1 % bzw. 3,2 % erhöht. Das sind sehr gute Zahlen, auch wenn wir in Deutschland diesem Trend noch etwas „hinterher hinken“.
Beim Lesen solcher Studien lerne ich immer wieder neue Wörter kennen.
Auf Seite 42 können wir die Überschrift lesen: Die Dominanz der Abwärtsrisiken schwindet. Als Nicht-Volkswirt würde ich hier schreiben: Es gibt eine Trendumkehr, die positiven Anzeichen mehren sich und die negativen werden weniger.
Dass Krieg auch wirtschaftlich hohe Risiken mit sich bringt, wissen wir alle, aber es wird hier nochmal erläutert. Auch, warum dadurch die Inflationseindämmung langsamer vorangehen konnte.
Die Wachstumsrate in China verlangsamt sich, ein weiterer Abwärtstrend bei wichtigen Rohstoffpreisen scheint wahrscheinlich und dass künstliche Intelligenz die Produktivität steigern wird, können wir sicher alle nachvollziehen.
In den USA wird auch mit einer Zinssenkung in der 2. Jahreshälfte 2024 zu rechnen sein, wobei ich jüngst gelesen habe, dass dies wahrscheinlich sehr vorsichtig gemacht wird, um den Ausgang der Präsidentenwahl in den USA nicht zu beeinflussen.
Dass wir uns in Europa, was die Konjunktur betrifft, seit über einem Jahr seitwärts bewegen, konnten wir alle der Tagespresse schon zigmal entnehmen, aber jetzt gibt es wohl einen milden Aufschwung, überraschend für die Volkswirte von + 0,3 % im 1. Quartal, europaweit in Deutschland 0,2 %.
Der Arbeitsmarkt scheint auch stabil zu bleiben.
Die Entwicklung im Vereinigten Königreich dürfte sicher im Moment am schwierigsten zu beurteilen sein, da Anfang Juli 2024 Parlamentswahlen sind und davon ausgegangen wird, dass die Labour-Partei gewinnt und diese sicher andere wirtschaftspolitischen Entscheidungen treffen wird als die jetzige Regierung.
Wie wären wir doch in Europa froh, wenn wir ein Wirtschaftswachstum von 4,9 % im Jahr 2024 hätten, so wie es in China erwartet wird aufgrund der Beurteilung der OECD.
Der IWF prognostiziert 4,6 % Wachstum für 2024 für die chinesische Wirtschaft.
Die Zahlen für Indien, Lateinamerika und Mexiko und ebenso wie für Brasilien und zur Entwicklung von Südafrika und anderen afrikanischen Ländern sind lesenswert, da über die Entwicklung in diesen Ländern in der Tagespresse recht wenig zu lesen ist.
Fazit: Aus meiner Sicht eine höchst interessante Studie, die es sich zu lesen lohnt.
Bleiben Sie gesund.
Gärtringen, den 30. Mai 2024
Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH