Aktuelles / Pressespiegel
Ist die CO2 Kompensation zu Recht in Verruf?
Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 25. / 26. März 2023
Mich wundert es schon, dass über den CO2 Handel schon lange Zeit nichts Negatives mehr in der Presse zu lesen war.
Mir ist das Ganze schon viele Jahre suspekt, vor etwa 10 bis 12 Jahren wollte der Verein Helfen Direkt aus Stuttgart, bei dem Bauconcept Mitglied ist, ein Aufforstungsprojekt in Burundi unterstützten, das Ganze hörte sich auf den „ersten Blick“ wirklich gut an. Die Umsetzung sollte so erfolgen, dass teilweise ganz schnell wachsende Baumarten die schon nach wenigen Jahren geerntet werden können gepflanzt werden, - damit die Menschen die den Wald anpflanzen gleich einen Nutzen davon haben, in dem sie dringend benötigtes Brennholz zum Kochen bekommen -, vor allem bambusartige Gewächse, wie man sie ganz vereinzelt auch bei uns in Deutschland auf Ackerflächen sieht. Zwei Drittel des Waldes sollte so gepflanzt werden, dass er später CO2 bindet und dann in 6 – 8 Jahrzehnten als zusätzliche Einnahmequelle den Kleinbauern in Burundi dient, die den Wald dann nachhaltig bewirtschaften sollten.
Ich kann Ihnen auch gleich verraten wie es ausgegangen ist, es waren auch Landtagsabgeordnete involviert die das organisiert haben und die CO2 Zertifikate sollten dann von einem großen Energieversorger aus dem süddeutschen Raum aufgekauft werden und dann sollte Geld zur Verfügung stehen um das Projekt zu starten.
Der große Stromversorger hier aus dem Süden, hat dann aber noch rechtzeitig erkannt, dass er und auch der Verein Helfen Direkt hier ganz offensichtlich, um es ganz vorsichtig auszudrücken aufs Glatteis geführt werden sollten.
Als das Projekt das erste Mal vorgestellt wurde bei der Beiratssitzung hatte ich zum Besten gegeben, dass ich so etwas für sehr bedenklich halte, und es in der Nähe des Betrugs sehe, andere Mitglieder des Beirates sehen das anfänglich nicht so, ein halbes Jahr später aber sehr wohl.
Es ist unglaublich, dass erst jetzt durch Berichte in im Wochenmagazin „Die Zeit“ bekannt wird, dass über Jahre hinweg Millionen von CO2 Zertifikate verkauft wurden, die es gar nicht hätte geben dürfen.
Ganz offensichtlich werden solche Dinge nicht kontrolliert. CO2 Zertifikate sind meinem Erachten nach nichts anderes wie ein Finanzprodukt und Finanzprodukte sollten der Aufsicht der Bafin unterliegen -auch wenn es bei Wirecard nicht funktioniert -, dann wäre zumindestens weitestgehend ausgeschlossen, dass hier viele Bürger, aber vor allem die Umwelt ganz massiv betrogen werden.
Ich kann auch die Sinnhaftigkeit von Projekten zum CO2 Ausgleich die in fernen Ländern verwirklicht werden nicht nachvollziehen.
Warum muss ein Windpark in Indien errichtet werden um Kohlekraftwerke in Deutschland zu legalisieren? (Das war bevor wir wegen des ausbleibenden Erdgaslieferungen aus Russland für die Stromerzeugung wieder verstärkt Kohlekraftwerke einsetzen mussten).
Auch Aufforstungsprojekte in Südamerika die mit Sicherheit alles andere als wirklich prüfbar sind über Jahrzehnte sehe ich kritisch, heute wird Geld investiert dann werden ganz kleine Bäumchen gesetzt die keine 30 cm hoch sind und dann glauben wir alle daran, dass in 60 – 70 Jahren hier ansehnliche Bäume stehen die CO2 binden und, dass bis dorthin alles gut gepflegt und nachhaltig bewirtschaftet wird.
Das wird sicher im Einzelfall funktionieren, aber in der Masse ganz sicher nicht.
Ich denke dort wo die Emissionen entstehen muss auch die CO2 Kompensation erfolgen, das muss nicht bedeuten, dass wir alles direkt vor der Haustüre gemacht werden muss, aber innerhalb der EU sollte das Ganze schon sein, da dann auch eine Überwachung und Kontrolle dieser Projekte möglich ist, es geht hier einfach um viel zu viel Geld – und unsere „letzte Chance“ die Erderwärmung weniger stark ansteigen zu lassen -, als dass man es einfach so laufen lassen könnte, wie es wohl derzeit zumindestens häufig der Fall ist.
Das was unsere Bundesregierung jetzt macht, dass quasi Projekte in Deutschland ausgeschlossen werden, ist grober Unfug. Wie soll beispielsweise Bauconcept prüfen, ob irgendwo auf der Welt ein Projekt zur CO2 Kompensation so vorhanden ist wie angegeben und jahrzehntelang funktioniert oder nicht.
Hier läuft etwas völlig aus dem Ruder, und hier geht es um monatlich mehrere hundert Millionen Euro und offensichtlich scheint niemand von Regierungsseite aus tatsächlich einen Überblick darüber zu haben und eine Kontrolle, dass hier nicht Geld unter Umständen im großen Stil zu Lasten unserer Umwelt falsch oder gar nicht investiert wird.
Dass ein deutsches Unternehmen in Deutschland Projekte fördert in großem Stil, die nicht auf die eigene CO2 Bilanz angerechnet werden dürfen halte ich für illusorisch, eine Aktiengesellschaft darf das gar nicht machen, diese ist ihren Aktionären verpflichtet (maximaler Ertrag) und Aktiengesellschaften werden sehr streng überprüft, ob sie korrekt wirtschaften.
Ich bin nicht sehr zuversichtlich, dass sich das in absehbarer Zeit „zum Guten wendet“.
„Die Abzocker“ werden deshalb nicht verschwinden, sondern weiter uns alle zusammen, ebenso wie unsere Umwelt schädigen.
Bleiben Sie gesund.
Gärtringen, den 27. März 2023
Bernd Geisel
Bauconcept Projektentwicklung GmbH