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„Es gibt eine richtige Schockstarre“ + Bundesbauministerin: Wir müssen an die Baustandards ran

Artikel aus der Böblinger Kreiszeitung von 26. August 2023

Dass ich kein Fan von unserer Bauministerin, Frau Klara Geywitz bin, habe ich schon mehrfach an dieser Stelle geschrieben.

Wenn ich mir den Artikel vom Samstag, den 26. August 2023 lese, frage ich mich wirklich, wie uninformiert und ahnungslos kann bzw. darf man als Bundesministerin sein?

Es wird hier Panik verbreitet, wo es keine Panik zu verbreiten gibt, weil die Grundlagen dafür fehlen.

Dass die Ministerin gebetsmühlenhaft seit zwei Jahren immer wieder erzählt, dass wir 400.000 Wohnungen im Jahr bauen würden, wird zwischenzeitlich die meisten Menschen amüsieren.

Dass es keine Sozialwohnungen mehr geben wird, zumindestens nicht in nennenswertem Umfang, wenn nicht eine Kommune, ein Bundesland oder die Bundesregierung selbst als Bauherr dies macht dann geht es schief, privatfinanzierter Sozialwohnungsbau ist seit vielen Jahren in Deutschland nicht mehr denkbar, deshalb findet er auch seit vielen Jahren nicht mehr statt.

Alle mir bekannten Versuche hier etwas zu bewegen, auch z. B. bei der Stadt Stuttgart sind ohne nennenswerte Erfolge geblieben.

Die Zeiten wo Investoren bereit waren Sozialwohnungen mit zu bauen, wenn sie ein Eigentumswohnungsprojekt verwirklichen dürfen, und dann quasi die Eigentumswohnungen entsprechend teurer verkauft haben um die sozialmietgebundenen Wohnungen zu bezuschussen sind vorbei, und werden auch nicht wiederkommen, so meine persönliche Einschätzung. 

Zu mehr wie 300 Sozialwohnungen hat dies auch in den letzten Jahren weder in Stuttgart noch in Esslingen geführt, wo eine ähnliche Vorgehensweise gewählt wurde wie in Stuttgart. 

Jetzt schreibt unsere Ministerin, dass wir die Baustandards reduzieren müssen. 

Das haben alle Ministerinnen und Minister die in den letzten 30 Jahren, wenn nicht noch länger für das Bauen verantwortlich waren, sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene immer wieder erzählt, weil es immer für eine Schlagzeile gut ist, und passiert ist genau nichts. 

Jetzt, vor wenigen Tagen hat unsere Landesbauministerin in Baden-Württemberg schon berichtet, dass sie jetzt die Landesbauordnung vereinfachen möchte, damit das Bauen billiger wird und schneller geht, wegen Kinderspielplätzen und PKW Stellplätzen, Frau Geywitz denkt insgesamt an alle Bauvorschriften.

Den Rückgang des Auftragseingangs im Bauhauptgewerbe im Juni 2023 um 2 % gegenüber dem Vormonat und um 2,7 % gegenüber dem Juni 2022 interpretiert Frau Geywitz als Schockstarre.

Anscheinend ist es auch nicht korrekt, aus Sicht von Frau Geywitz, dass eine Familie die 25 Jahre lang ein Einfamilien- (Reihen-/Doppelhaus) abbezahlt hat in diesem Haus wohnen bleibt, wenn die Kinder aus dem Haus sind, weil dann zu viel Wohnfläche für 2 Personen zur Verfügung steht. 

Familien die dies wollen verkaufen ihr abbezahltes Haus, wenn die Kinder aus dem Haus sind, und ziehen in eine Eigentumswohnung, aber dafür brauchen wir keinen Gesetzgeber der uns dies vorgibt, solche Dinge entscheiden die Menschen die hart dafür gearbeitet haben ein eigenes Haus zu haben selbst. 

Frau Geywitz hat das Interview offensichtlich am 25. August 2023 gegeben, d. h. an dem Tag als das Statistisches Bundesamt die offiziellen Zahlen für das 2. Quartal 2023 veröffentlicht hat. 

Dort steht bereits auf Seite 2 der Zusammenfassung, dass das Baugewerbe im 2. Quartal um 0,2 % leicht wachsen konnte, das wäre rund 0,8 bis 1,0 % auf das ganze Jahr gesehen. Schön wären 2 % bis 3 %, wie der Schnitt der letzten 30 Jahres das steht ganz außer Frage, aber dass wir alle in eine Schockstarre verfallen müssen wenn das Wachstum in einem Quartal 0,2 % beträgt, ist schlicht und ergreifend Unsinn, und entspricht noch nicht einmal den lokalen Gegebenheiten, d. h. es ist nach wie vor so, dass in wirtschaftlich starken Regionen, wie in der Region Stuttgart es ein höheres Wachstum gibt, wie in wirtschaftlich schwachen Regionen, was wir leider in Deutschland auch haben, die 0,2 % sind der Bundesdurchschnitt.

Dass unsere Gesamtwirtschaft leider nicht gewachsen ist, ist weniger erfreulich, aber solange in Berlin darüber gepokert wird, ob es das notwendige Geld zur Vermeidung von Kinderarmut gibt und/oder das Wachstumsförderungsgesetz, wird sich nichts, aber auch gar nicht bewegen. 

Für mich ist das Bild klar, unsere Bundesregierung verursacht die Probleme selbst, für die sie uns dann selbst in ihrer unendlichen Weisheit mögliche Lösungen anbietet. 

Wir fügen Ihnen deshalb als Anlage nicht nur die beiden obigen genannten Artikel bei, sondern auch die Presseveröffentlichung des Statistischen Bundesamtes vom 25. August 2023. 

Wenn Sie dort die Zusammenfassung der Zahlen nachschauen, finden Sie verschiedene Zahlen zum Thema Bauen, auch die Zahl, dass die Bauinvestitionen 0,2 % zugenommen haben (auf Seite 2), dort finden Sie allerdings auch bei den Exceltabellen, dass im Baugewerbe insgesamt im 1. Quartal 2023 der Umsatzrückgang 1,5 % war und im 2. Quartal 2023 ein Umsatzrückgang 0,1 %

Beim Grundstücks- und Wohnungswesen betrug das Wachstum im 1. Quartal 2023 1,1 % und im 2. Quartal 0,7 %.

Es kann natürlich auch sein, dass Frau Bauministerin Geywitz jetzt viel jammert um insbesondere bei ihrem Kollegen, Herrn Lindner der das Finanzministerium leitet, „die eine oder andere Milliarde“ locker zu machen damit beim sogenannten Wohnungsgipfel am 25. September 2023 Frau Geywitz ankündigen kann, was sie Tolles für die Bauwirtschaft erreicht hat. 

Wie sagte doch unser Bundeskanzler vor wenigen Tagen, solche Dinge gehören intern besprochen und nicht über die Presse diskutiert, und wenn dann eine betriebsinterne Lösung gefunden ist kann diese auch der Allgemeinheit vorgestellt werden, alles andere ist Unsinn, damit hat unser Bundeskanzler mehr als recht. 

Bleiben Sie gesund.

Gärtringen, den 29. August 2023

Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH

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