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Energiestandards verteuern das Bauen

Artikel aus der Böblinger Kreiszeitung vom 11. Januar 2023

Es steht sicher außer Frage, dass Herr Gerald Lipka ein hervorragender Immobilienexperte und Jurist ist, der schon lange Jahre in unserer Branche tätig ist und seit Jahren auch als Geschäftsführer des BfW Baden-Württemberg.

Er hat sicher auch damit recht, wenn er sagt hohe Energiestandards verteuern das Bauen. Da bin ich vollständig mit ihm einer Meinung. Aber es ist die Frage, ob es sinnvoll ist dagegen etwas zu unternehmen. Ich denke nein. 

Selbstverständlich trägt der Neubau nur begrenzt dazu bei, dass wir Energie einsparen, da es nur wenige Neubauten gibt und viele Bestandsgebäude die dringend energetisch ertüchtigt werden sollten. Das würde erheblich mehr bringen, das weiß jeder der in unserer Branche tätig ist und/oder sich mit dem Thema näher befasst. Aber deshalb zu sagen, wir müssen beim Neubau das Rad zurück drehen halte ich nicht für korrekt. 

Es mag die eine oder andere Vorschrift geben betreffend dem Energiestandard die man als überzogen sehen kann, aber die meisten sind es nicht.

Energie wird knapp und teuer bleiben, auch wenn Erdgas jetzt, d. h. am 11. Januar 2023, wieder auf den Preis gefallen ist wie zum Jahreswechsel 2021/2022. Bevor wir unseren Energiebedarf zu 80/90 % mit Strom decken können, den wir als grünen Strom gewinnen, sind wir alle miteinander 20 Jahre, wenn nicht mehr, älter.

Wie ich es erst jüngst auf unserer Homepage kommentiert habe, haben die Firmen die ordentlich arbeiten zu einem fairen Preis, auch wenn dieser jetzt sehr hoch ist, genügend Arbeit. Alle Firmen die mit und für Bauconcept arbeiten haben volle Auftragsbücher und zu wenig Mitarbeiter. 

Ich denke die Anbieter von Wohnungen und Häusern, die ihren Kunden ein faires Angebot machen, werden auch weiterhin Kunden haben die mit ihnen bauen wollen, aber es wird eben nicht mehr jede Wohnung auf jedem Bauplatz, egal in welcher Lage und wie teuer der Bauplatz war, verkauft werden können.

Dass dies so kommt war für alle, die schon länger in unserer Branche arbeiten, absehbar. Die Coronapandemie hat im Übrigen auch die Baumaterialpreise „durch die Decke“ getrieben und mit dem Ukrainekrieg hat sich das Ganze jetzt noch verschärft.

Dass nun die L-Bank den Eindruck bekommt, dass die Stimmungslage bei Wohnungs- und Hausbauern so schlecht ist (nicht bei den potentiellen Käufern und Bauherren), wie seit 13 Jahren nicht mehr, denke ich, ist schon richtig. In den letzten 13 Jahren ging es nur aufwärts, wir hatten immer mehr zu tun, als wir eigentlich bearbeiten konnten und jetzt erwarten die Kunden von uns auch weiter, dass wir sie korrekt beraten. Ich denke derjenige, der dies in den letzten 13 Jahren gemacht hat und dies auch weiter macht, wird seine Kunden weiterhin finden, auch wenn es jetzt etwas schwieriger geworden ist.

Dann aber zu sagen, unsere Landesregierung muss die Gesetze verändern, glaube ich, ist nicht zielführend.

Wir brauchen Anreize, dass wir mehr Innenverdichtung machen und nicht neue Baugebiete erschließen am Ortsrand, aber diese Anreize können nicht vom Land oder vom Bund kommen. Von dort kamen sie in den letzten Jahren häufig, haben aber – fast - nichts bewirkt. Das müssen wir gemeinsam auf kommunaler Ebene angehen, dann wird es funktionieren. Das ist meine feste Überzeugung.

Wenn ich die Zahlen richtig zusammengezählt habe, dann sind wir jetzt bei über 20 % bei den Baukostensteigerungen in 1 ½ Jahren. Bei einigen Baumaterialien, die häufig und in großem Umfang benötigt werden, sind wir in diesem Zeitraum bei über 100 % Preissteigerung. 

Bleiben Sie gesund.

Gärtringen, den 12. Januar 2023

Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH

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