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„Drei Zimmer, Küche, Bankrott“

Artikel aus dem Spiegel vom 19. November 2022

Jetzt schreibt auch schon der Spiegel in Bildzeitungsmanier und dramatisiert Dinge von denen offensichtlich die Redakteure nicht genug verstehen oder die falschen Leute gefragt haben die sich eventuell auskennen.

Eine ausgewogene Berichterstattung ist dies ganz sicher nicht.

Bisher dachte ich man könne von seriösen Zeitschriften eine objektive Berichterstattung erwarten, hier habe ich mich wohl offensichtlich getäuscht.

Schon auf der ersten Seite des Artikels steht, dass Baukredite zwischenzeitlich mit 10 Jahren Laufzeit 4 % Zinsen kosten, das ist schlicht und ergreifend nicht wahr.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Interhyp, die ein seriöses Kreditinstitut ist, dies tatsächlich so angegeben hat, d. h. hier handelt es sich vermutlich um eine schlechte Bonität eines Kreditantragstellers.

Baudarlehen mit 15-jähriger Laufzeit gibt es zwischenzeitlich für knapp über 3,5 % wobei sich dies natürlich morgen schon wieder ändern kann, aber am 19. November 2022, als dieser Artikel erschienen ist, war diese Zahl, d. h. der von mir oben angegebene Zinssatz, richtig.

Dass manche Mitbürger, die eine Wohnung oder ein Haus mieten, ihre Miete nicht mehr bezahlen können ist sehr bedauerlich, aber hierfür gibt es ja Unterstützungsprogramme des Bundes die man in Anspruch nehmen kann, wenn man in eine Notlage kommt.

Was allen Mietern zu schaffen machen wird ist die sogenannte zweite Miete, d. h. die Ausgaben für die Energie, auch wenn diese jetzt durch unsere Bundesregierung mit der Gas- und Strompreisbremse gemildert wird, sind dies trotzdem bei einer 100 qm Wohnung durchaus zwischen 200 bis 400 € pro Monat, je nachdem wie alt die Wohnung ist.

Bei Neubauwohnungen oder neu gebauten Häusern ist der Anstieg der Energiekosten natürlich auch zu bezahlen, aber die Erhöhung ist wesentlich moderater, da der Verbrauch viel niedriger ist.

Der nette Herr, der auf Seite 9 abgebildet ist, hat einen Treppenaufgang mit Säulen, einen Rassehund und einen Oldtimer Sportwagen. Ich gehe mal davon aus, dass dieser Herr seine Miete noch bezahlen kann.

Es wird künftig ein Problem werden ein neu erworbenes Gebäude energetisch zu sanieren, um was der Käufer nicht herumkommen wird. 

Diese hohen Sanierungskosten werden den Preis für gebrauchte Häuser kaum noch steigen lassen, so unsere Einschätzung. In manchen Gebieten wird es zu einer Stagnation kommen und dann gibt es vielleicht noch ein paar Landstriche in Deutschland wo die Preise für gebrauchte Einfamilienhäuser um 2 - 3 %, vielleicht sogar irgendwo in „irgendeiner Ecke“ um 5 %, fallen.

Dies ist meiner Meinung nach auch gerechtfertigt, zum einen weil die Sanierungskosten für die energetische Sanierung ganz erheblich gestiegen sind und zum anderen da die Preise für gebrauchte Häuser und Wohnungen in den letzten 2, 3 Jahren zu stark gestiegen sind, was einfach nicht gerechtfertigt war.

Dass der Staat für ausreichend Wohnraum sorgt der kostengünstig ist, ist ein Märchen, das bekommen wir schon jahrzehntelang erzählt und das ändert sich jetzt auch nicht, auch wenn die Bundesbauministerin die Hände fast so faltet wie Frau Merkel.

Was hierzu bis jetzt geschehen ist und in die Wege geleitet wurde „wird nichts“ meines Erachtens, da die Marktmechanismen nicht beachtet worden sind, das haben die Vorgängerregierungen nicht geschafft und das scheint unsere neue Regierung auch nicht zu schaffen.

Es wird überall von Verwaltungsvereinfachung und kostengünstigem Bauen gesprochen, aber wirklich vorangegangen ist das nicht in den letzten Jahren. Ich sehe im Moment auch nicht einmal einen Ansatz, dass es jetzt besser wird.

Deshalb kann die Devise ausschließlich lauten insbesondere jungen Familien die Möglichkeit zu schaffen sich ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung kaufen zu können, das entlastet den Mietmarkt ganz erheblich. Darüber gibt es seit Jahren Untersuchungen von namhaften Instituten wie Empirica, dass dies den gewünschten Nutzen bringt, aber diese Studien scheinen die richtigen Leute nicht lesen zu wollen.

Wenn unser Staat oder unsere Landesregierung einer jungen Familie in den ersten 10 Jahren mit 800 bis 1.000 € im Monat „unter die Arme greifen würde“ je nach Anzahl der Familienmitglieder, wäre das viel Geld auf 10 Jahre die „Vater Staat“ aufbringen müsste, aber da jeder Neubau 19 % Mehrwertsteuer enthält bekommt unser Staat während der Bauzeit rund 80.000 bis 90.000 € an Mehrwertsteuereinnahmen gleich und nicht verteilt auf 10 Jahre.

Dass es derzeit Lieferengpässe gibt bei Wärmepumpen war zu erwarten, wenn wir bei uns in Deutschland von heute auf morgen die Energiewende noch einmal neu erfinden Ende Juli 2022, dann kann nicht erwartet werden, dass die Industrie bereits hellseherisch vorausschauend Zehntausende von Wärmepumpen produziert hat, um sie dann verkaufen zu können.

Aktuell liegt die Lieferzeit für Wärmepumpen zwischen 6 und 9 Monaten, aber nur für den Fall, dass man als guter Kunde viele Geräte abnimmt pro Jahr.

Zwischenzeitlich hat ja unsere Regierung beschlossen, dass die Gas- und Strompreise, d. h. die Erstattung der höheren Kosten, schon ab Januar kommenden Jahres greifen, auch wenn das Geld erst dann rückwirkend im März 2023 ausbezahlt wird.

Ein „einfrieren“ der Miete ist genau das Gegenteil von dem was wir brauchen, jemand der in eine Mietwohnung investiert sucht eine sichere Investition, will aber auch eine Rendite haben von 2 oder 3 % und wenn dies nicht mehr möglich ist, dann baut überhaupt niemand mehr Häuser oder Wohnungen zur Kapitalanlage, d. h. zur Vermietung.
Dass nun nicht mehr alles was neu gebaut wird verkäuflich ist, ist gut, es wurde viel in den letzten 3, 4 Jahren gebaut was nicht korrekt war, was die Preise und die Lage betrifft.

Interessant ist auch der halbseitige Text zum Thema warum die Blase nicht platzt.

Der Immobilienmarkt ist zurecht, d. h. insbesondere bei Preisen für Ein- und Zweifamilienhäuser, weil dies eine sichere Anlage ist und die beste Altersversorgung und Absicherung für eine junge Familie mit Kindern, stabil.

Wie sich einheitliche Landesbauordnungen auf Baupreise positiv auswirken sollen wird das Geheimnis unserer Bundesbauministerin bleiben. Dass eine Harmonisierung der Landesbauordnungen sinnvoll ist steht außer Frage, dies spart aber keine Bau- und auch keine Verwaltungskosten.

Auch dies wird seit Jahrzehnten ohne „Erfolg“ diskutiert.

Erfreulich ist, dass es eine Wohnbauforscherin gibt die genau das schreibt was ich oben bereits erwähnt habe. Der Neubau für junge Familien muss gefördert werden, dies schafft Mietwohnraum und eine sehr gute (Alters-)Absicherung für viele Familien.

Dass wir die Energiewende brauchen und uns beeilen müssen sie so schnell wie möglich umzusetzen steht außer Frage.

Bleiben Sie gesund.

Gärtringen, den 24. November 2022

Bernd Geisel, Bauconcept Projektenwicklung GmbH

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