Aktuelles / Pressespiegel
Die Erddeponie liegt auf Halde
Artikel aus der Böblinger Kreiszeitung vom 2. September 2022
Ich denke ein sehr lesenswerter Artikel.
Seit mindestens 10 Jahren wird regelmäßig darüber diskutiert, dass wir dringend Erddeponien brauchen im Landkreis Böblingen, aber es gibt keine, d.h. keine neuen und die „alten“ sind in wenigen Jahren voll.
Seit Jahren schon gibt es ein „Kontingent“, dass pro Einfamilien-/Reihen- oder Doppelhaus, das z.B. Bauconcept baut, maximal 350 m3 Aushub zu einer Deponie im Landkreis angeliefert werden dürfen. Bei unseren Bauvorhaben reicht dies in der Regel, dass wir keine Probleme bekommen. Ich möchte aber nicht wissen, wieviel private Bauherren schon erhebliche Probleme damit bekommen haben.
Der nächste Punkt ist, dass seit Ende der 90er Jahren die Region Stuttgart vorgegeben hat, dass innerörtliche Nachverdichtung, vor Erschließung neuer Bauvorhaben, auf der grünen Wiese zu erfolgen hat.
Diese Zielrichtung ist in mehrfacher Hinsicht richtig zum einen wegen der Ökologie und zum anderen, dass die Ortskerne belebt bleiben und die Geschäfte des täglichen Lebens zu Fuß auch für ältere Menschen gut zu erreichen sind.
Wenn aber innerörtlich nachverdichtet wird, so steht es dankenswerterweise auch in diesem Artikel häufig ältere Gebäude rückgebaut werden, und dann gibt es eben nicht einen Aushub der Deponieklasse 0, der auf Erddeponien im Landkreis gefahren werden darf, sondern sog. Z1 oder Z2. Den müssen wir dann derzeit in den Kreis Ludwigsburg fahren, was die Sache erheblich verteuert hat, auch weil die Deponiegebühr höher ist und dann ist ein Lkw beladen mit 16 bis 18 to mit 1,5-2 Stunden unterwegs um den Erdaushub abzukippen und wieder zur Baustelle zu kommen zum erneuten beladen.
Ganz abgesehen davon ist es natürlich ökologisch sehr bedenklich und nicht nur finanziell, da ein schwerer Lkw einen stattlichen Dieselverbrauch hat.
Wir hatten vor 7 Jahren ein Bauvorhaben in Nufringen, wo teilweise belasteter Aushub da war, da das Grundstück ganz früher teilweise auch als Ziegelei genutzt wurde. Da eine Deponiemöglichkeit hier in unserem Großraum nicht zu finden war, mussten wir für den ganzen Aushub nach Bayern fahren, über 70 Sattelzüge, beladen jeweils mit ca. 28 to Aushub waren dazu unterwegs, das führte zu weit über 100.000,- Euro zusätzlichen Kosten.
Was leider nicht in diesem lesenswerten Artikel steht, ist das Thema Mutterboden, der zwischenzeitlich Oberboden genannt werden soll. Auch wenn wir innerörtlich bauen, was Bauconcept häufig tut, haben wir auf unseren Grundstücken Humus. Im Gesetz steht wir haben dies an Ort und Stelle wieder einzubauen, wenn das Bauvorhaben abgeschlossen ist und dass wir verpflichtet sind den wertvollen Mutterboden nicht zu vergeuden, was genau richtig ist.
Im Baugesetzbuch in § 202 ist der Schutz des Mutterbodens klar definiert: Mutterboden, der bei der Errichtung und Änderung baulicher Anlagen sowie bei wesentlichen anderen Veränderungen der Erdoberfläche ausgehoben wird, ist in nutzbarem Zustand zu erhalten und vor Vernichtung oder Vergeudung zu schützen.
Dies klappt in unserer Region bei innerörtlichen Grundstücken nicht wirklich, d.h. der Mutterboden muss irgendwo anders gelagert und dann wieder für die Landschaftsgärtnerischen Arbeiten zur Baustelle gebracht werden.
Es gibt aber keine Mutterbodenlager, seit vielen Jahren wird versucht eine sog. Bodenbörse zu etablieren, gesteuert vom Landratsamt, wo man Mutterboden hinbringen kann und normalerweise auch wieder welchen holen kann, wenn man ihn braucht. Diese Bodenbörse gibt es bis heute nicht.
Wie oben schon erwähnt, das gibt es nicht, deshalb wird gesetzeswidrig der Mutterboden auf die Erddeponie gefahren und wie normaler Aushub behandelt und damit vernichtet und für diesen wertvollen Boden zahlt man dann die gleiche Deponiegebühr zwischen 15-18 Euro pro Tonne, wie wenn man einen normalen Erdaushub gebracht hätte. Das verteuert unnötig den Bau von Häusern und widerspricht dem Gesetz und ist ökologisch Unsinn.
Die Aufgabe des Landkreises Erddeponien zu schaffen, wurde in den letzten 15-16 Jahren nicht gelöst, da auch hier das Sankt-Florian-Prinzip offensichtlich gilt. Jeder ist dafür das Erddeponien kommen, aber keine Kommune will sie bei sich haben.
Bleiben Sie gesund.
Gärtringen, den 3. September 2022
Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH