Aktuelles / Pressespiegel

Bauarbeiter stehen vor Entlassungen

Artikel aus der Böblinger Kreiszeitung vom 13. September 2023

Die Bild-Zeitung ist überall und jetzt auch in der Stuttgarter Verlagsgruppe angekommen: Ohne negative Schlagzeilen werden keine Artikel mehr veröffentlicht.

Es wird so getan, wie wenn die Welt untergeht und Bauarbeiter entlassen werden müssten. Wann liest der Präsident der Landesvereinigung der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Herr Bernhard Sänger, endlich mal Sätze von wirklich klugen Menschen, die z. B. sagen, man kann Krisen auch herbeireden, wo gar keine sind. Herr Sänger versucht ja offensichtlich durch Gespräche mit der Presse den entsprechenden Druck auf unsere Landesregierung und Bundesregierung auszuüben, dass anlässlich des Wohnungsbaugipfels am 25. September 2023 im Kanzleramt Zusagen gemacht werden, die unsere Regierung gar nicht machen kann. 

Am 11. September 2023 war in den Abendnachrichten in der ARD ein 1 – 2-minütiger Bericht, dass es einen Auftragseinbruch gebe im Wohnungsbau von 9 %. Wo soll dieser sein? Im Saarland, kurz vor der Grenze zum Elsass, in den neuen Bundesländern kurz vor der polnischen oder tschechischen Grenze. Das Bundeswirtschaftsministerium hat am 13. September 2023 die aktuellen Zahlen veröffentlicht, die von seriösen Wirtschaftsinstituten ermittelt wurden und dort stand drin „das Baugewerbe legt um 2,8 % zu im Bundesschnitt“, d. h. in wirtschaftlich starken Regionen wie der unsrigen sicher mehr. 

Dass die monatelange Diskussion über das sog. „Heizungsgesetz“ für große Verunsicherung gesorgt hat bei den Firmen, die sich mit der Sanierung von bestehenden Gebäuden beschäftigen, ist klar, aber wem verdanken wir die monatliche „Hängepartie“, wenn man da die Zeitung liest? Doch eindeutig dem Parteichef Herrn Christian Lindner und Herrn Friedrich Merz. Warum traut sich niemand, das auch so zu schreiben?

Meines Erachtens nach ist es noch nicht wirklich klar, wann welches Gebäude wie energetisch saniert werden muss und welche Heizanlagentechnik zum Einsatz kommen soll. 

Ich habe hierzu in meiner Kommentierung zum beschlossenen „Heizungsgesetz“ Anfang der Woche darauf hingewiesen, dass noch sehr viele Dinge nicht wirklich korrekt geregelt sind, insbesondere wegen der sog. Wärmeplanung, die jetzt alle Kommunen machen müssen, weil das dazu vorgesehene Gesetz im Oktober 2023 noch beschlossen wird – oder wird das auch wieder verschoben? Was dann mit Ländern wie Baden-Württemberg passiert, die es schon längst gesetzlich verankert haben, dass eine Wärmeplanung bis zum 31. Dezember 2023 fertig zu sein hat seitens der größeren Städte in Baden-Württemberg, hat auch noch niemand beantwortet.

Wie jetzt plötzlich Kommunen mehr Eigenverantwortung bekommen um Nah- und Fernwärme auszubauen, weiß ich nicht. Die Kommunen, die das machen wollen, haben es bislang schon gemacht und jede Kommune, die zu dem Ergebnis kommt, dass es keinen Sinn macht, wird es auch in Zukunft nicht machen. 
Der Verbandspräsident Herr Sänger hätte sinnvollerweise darauf hinweisen müssen, dass es nach wie vor an Förderprogrammen fehlt für den Ausbau der regionalen Stromnetze, was zwingende Voraussetzung dafür ist, dass wir die Energiewende schaffen, aber dies ist wohl an den verantwortlichen Leuten bei der Landesvereinigung der Bauwirtschaft Baden-Württemberg vorbeigegangen. Aber vielleicht kommen ja zu diesem Thema noch gute Vorschläge von den Vertretern der Bauwirtschaft beim Wohnungsbaugipfel im Kanzleramt am 25. September 2023, die dann eventuell sogar umgesetzt werden. 

Dass die geplanten Energiestandards gesenkt werden, halte ich für kaum wahrscheinlich und auch nicht für erforderlich. Allerdings wäre es mir persönlich recht, weil es wirtschaftlich unsinnig ist und auch keinen ökologischen Nutzen bringt, wenn auf den Gedanken verzichtet würde Energieeffizienz 40-Häuser im Neubau ab 1. Januar 2025 verpflichtend einzuführen, was ja geplant war und ggf. auch im „Heizungsgesetz“ drinsteht in dem Teil, der bislang noch nicht veröffentlicht wurde, sodass man dies wirklich nachschauen kann. 

Sachlichkeit und Berücksichtigung objektiver Zahlen wäre wünschenswert in einem Presseartikel und dass kein Bild-Zeitungsstil für einen Artikel genommen wird. Ich fürchte, daran wird sich so schnell nichts ändern, was sehr bedauerlich ist.

Bleiben Sie gesund.

Gärtringen, den 14. September 2023

Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH

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