Aktuelles / Pressespiegel

Bald stehen die Baukräne still

Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten vom 12. Juni 2023

Ich weiß nicht was Herrn Thomas Möller von der Bauwirtschaft Baden-Württemberg seit Monaten umtreibt bei den Dingen die er in der Presse veröffentlicht. Dass er sich dafür Unterstützung von Herrn Andreas Hofer holt und von der Architektenkammer, führt nun leider nicht zu einer Versachlichung des Themas. 

Uns fehlen seit vielen Jahren bezahlbare Wohnungen, insbesondere in den Ballungsräumen, wie z. B. hier bei uns in der Region Stuttgart. Das liegt ganz einfach daran, dass sich Sozialwohnungen nicht rechnen. Die haben sich auch nicht gerechnet, als ein Investor mit Zinsen von 1 bis 1,5 % kalkulieren konnte. 

Wenn hier das Land Baden-Württemberg 6.000 € Zuschuss bezahlt pro Wohnung bringt dies auch nichts. Vor wenigen Jahren hat unsere Bundesregierung entschieden, dass Grundstücke aus bundeseigenem Besitz, wenn sie an Kommunen verkauft werden, wenn darauf sozialer Wohnungsbau entsteht, nur die Hälfte kosten sollen. Ich kenne noch kein Beispiel wo dies funktioniert hat, außer dass die Gemeinde Steinenbronn noch im vergangenen Jahr eine solche Fläche günstig erwerben konnte und dafür jetzt einen Investor sucht der Sozialwohnungen baut. Sozialwohnungsbau kann deshalb ausschließlich vom Land oder von den Kommunen selbst realisiert werden und dafür bedarf es dann entsprechender Zuschüsse, damit die Kommunen sich dies auch leisten können. Das heißt wir hatten keinen Einbruch jetzt beim Bau der Sozialwohnungen, sondern wir haben den Stand wie seit vielen Jahren. 

Auch wenn ich es schon zigfach auf unserer Homepage geschrieben habe, mache ich es heute wieder: Die Förderung des Neubaus, insbesondere für junge Familien, kostet erheblich weniger Geld wie der Bau von Sozialwohnungen. Junge Familien, die ein Haus bauen, finanzieren „ihren Zuschuss (Baukindergeld o. ä.) selbst“ indem sie Mittel ca. 100.000 € Mehrwertsteuer bezahlen beim Bau ihres Hauses und im Mittel 30.000  € Grunderwerbssteuer. Wenn das Land und unsere Bundesregierung davon nur 35 % verteilt, auf einen Zeitraum von 10 / 12 Jahren, an die Bauherrenfamilien wieder ausbezahlt, könnten sich viel mehr Familien ein Haus leisten oder eine große Wohnung, d. h. der Kreis derjenigen, die so etwas machen können, würde wieder so groß werden wie noch vor 4 / 5 Jahren und dadurch werden Mietwohnungen frei.

Die Studie von empirica mit der Nummer 221 aus dem Dezember 2014 „wer Wohnungen säht wird Einwohner ernten“, hat eindrucksvoll am Beispiel einer mittelgroßen Stadt die „Bewegung“ dargestellt, die sich durch Neubauten ergibt. Der wo in eine Neubauwohnung zieht oder in sein eigenes Haus, macht eine Mietwohnung frei, deren Miete in der Regel an der Obergrenze liegt. In diese frei gewordene Wohnung zieht jemand ein der bislang in einer etwas günstigeren Wohnung gewohnt hat und die ggf. nicht den Komfort hat wie die neue Wohnung in die jetzt eingezogen wird. Diese Kette setzt sich fort und dadurch gibt es sehr preisgünstige Mietwohnungen in die Familien einziehen können die sich im Moment, aus finanziellen Gründen, keine teurere Wohnung leisten können. Wenn sie diese empirica Studie interessiert, können sie diese gerne bei uns anfordern, wir haben die Freigabe diese weiter zu geben. 

Das Traurige daran ist, dass auf solche Dinge so gut wie niemand hinweist, es macht „einfach mehr her“, jemanden einzuladen und in der Presse darüber zu klagen wie schrecklich die Welt ist. Ganz offen gesagt: Ich habe für solche Dinge kein Verständnis, hier werden Dinge schlecht geredet, die gar nicht schlecht sind, und Dinge die dringendst gemacht werden sollten werden nicht angegangen, weil diejenigen die sich an entscheidender Stelle beschweren, sich über die falschen Dinge beschweren und Lösungen vorschlagen die nicht funktionieren und die finanziell durch uns Steuerzahler nicht zu stemmen sind. 

Bleiben Sie gesund.

Gärtringen, den 13. Juni 2023

Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH

Zum Artikel