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6 nachhaltige Baustoffe: Moderne Alternativen oder bauen wie früher?

Newsletter ibau vom 3. Mai 2023

Im Moment möchte ich nicht in der Haut eines Hauseigentümers stecken, der sein „altes“ Haus sanieren möchte bzw. muss. Das wird derzeit wegen der Pflicht zur energetischen Sanierung eine Herkulesaufgabe, die auch noch viel Geld kostet.

Dass wir in der Baubranche weltweit etwa 40 % der gesamten CO2-Emissionen verursachen, ist nichts Neues, auch wenn es wie in diesem Artikel immer mal wieder als neueste Erkenntnis publiziert wird.

Dies liegt, wie die Verfasserin des Artikels richtig herausstellt, vorwiegend am Beton und dessen Bindemittel, dem Zement.

Das wird sich ändern, wenn die Zementindustrie Strom aus Windkraft und PV bekommt und statt Gas künftig grünen Wasserstoff einsetzen kann. Dann sind wir schlagartig bei einem Bruchteil der CO2-Emissionen. 

Ich frage mich deshalb ernsthaft, warum wir jetzt auf Beton verzichten sollen, wenn in wenigen Jahren der grüne Strom und der grüne Wasserstoff zur Verfügung stehen und dann Beton CO2-neutral hergestellt werden kann. 

Das heißt nicht, dass wir jetzt alles aus Beton bauen. Das ist weder notwendig noch sinnvoll. Die Frage ist, ob wir wirklich in den nächsten 5 Jahren unsere Wälder vollständig abholzen, um nur noch Holzhäuser zu bauen. 

Ich habe nichts gegen Holzhäuser und ich muss auch nicht alles aus Beton gebaut haben, aber wir müssen mit dem notwendigen Weitblick an die Sache herangehen. Und solange unsere Regierung in Stuttgart erzählt, dass es hochwichtig ist, Holzhäuser zu bauen, muss diese sich auch Gedanken machen, wo das Holz dafür herkommt.

Wir haben zu diesem Thema 2 höchst interessante Artikel auf unserer Homepage eingestellt vom Frühjahr diesen Jahres, in denen von einem exzellenten Fachmann für Holzwirtschaft, der sich sein ganzes Leben mit solchen Dingen befasst hat, nachgewiesen wird, dass wir jetzt schon mehr Holz beim Bau von Häusern einsetzen, als wir haben. Das heißt, wir besorgen es uns heute schon auf dem „Weltmarkt“ und dann kommt es mit Ruder- oder Segelbooten emissionsfrei zu uns nach Deutschland, damit wir Holzhäuser bauen können. 

Warum gehen wir nicht anders vor und sagen, die Zement- und Betonindustrie wird bevorzugt mit grünem Strom und Wasserstoff versorgt, weil es dort mit am Notwendigsten ist (auch bei Stahl und Aluminium), da dort die höchsten CO2-Emissionen entstehen. Scheinbar ist dieses Thema unpopulär, weil es niemanden anspricht.

Wir haben natürlich auch weder Kies noch Splitt unendlich auf unserer Welt zur Verfügung, genauso wenig wie Sand für die Betonherstellung. 

Es ist doch viel wichtiger zu sagen, es besteht die Pflicht, dass alle Transportbeton- oder Betonfertigteilhersteller den Splitt oder den Kies weitestgehend dadurch ersetzen, dass „alter“ Beton geschreddert wird, der beim Abbruch entsteht und dieser als Zuschlagstoff in den Beton eingearbeitet wird. 

Der weltgrößte Baustoffhersteller, der auch ein ganz großer Zement- und Transportbetonhersteller ist, bietet dieses Produkt an, allerdings im Moment auf den Großraum Kirchheim-Teck begrenzt, da dort ein Unternehmen sitzt, welches Beton recycelt und für diese Vorgehensweise vor ein paar Jahren einen mit 250.000 Euro dotierten Umweltpreis unserer Regierung bekommen hat. 

Im ganzen Großraum Stuttgart, d. h. auch einiges über die Region hinaus, ist dies der einzige richtige Ansatz, den ich kenne.

Beton ist selbstverständlich vollständig recycelbar, die einzige Ausnahme, die hier denkbar wäre, ist, wenn der Beton verunreinigt wäre, z. B. wenn er ungeschützt in einer Autowerkstatt auf dem Boden wäre und Öl ausgelaufen ist. Da seit etwa 25 – 30 Jahren nur noch synthetische Öle Verwendung finden dürfen, wird es auch in Zukunft nicht mehr viel Beton geben, der belastet ist und deshalb schwer oder gar nicht recycelt werden kann.

Holz und Stroh sind selbstverständlich nachwachsende Baustoffe. Warum Holz in vielen Fällen als Lösung ausscheidet, habe ich oben schon aufgezeigt. Ich sage lieber nicht, was ich von Stroh als Wärmedämmung halte. Stroh kann sicher bei dem ein oder anderen privaten Bauvorhaben Verwendung finden, wenn der Bauherr genügend Geld hat und jemanden findet, der diese alte Handwerkskunst, Stroh mit Lehm zu verbinden und damit Holzfachwerke auszuriegeln noch kennt und dies verarbeiten kann. Deshalb wird Stroh als Wärmedämmung ganz sicher nicht einmal näherungsweise unsere Probleme der fehlenden Nachhaltigkeit beim Bau von Häusern lösen.

Was sicher ein wichtiger Ansatz ist ist, dass wir perspektivisch mit monolithischen Baustoffen arbeiten, z. B. bei Außenwänden tun wir dies bei Bauconcept auch nicht, sondern wir haben eine in den Außenwandstein integrierte Wärmedämmung. Dies ist meiner Meinung nach besser als z. B. als Außenwandstein einen Kalksandstein zu verwenden und darauf 15 oder 20 cm Vollwärmedämmputz aufzutragen.

Wärmedämmverbundsysteme müssen nach 30 – 35 Jahren erneuert werden, bei „unserem“ Außenwandstein kann man von einer Lebenserwartung ausgehen, die der des Gebäudes entspricht, d. h. mindestens 100 Jahre.

Bislang gibt es allerdings so gut wie keine monolithischen Außenwände für Häuser wie Bauconcept diese erstellt, da diese keine sinnvolle Alternative darstellen, weil sie viel zu dick sind, wenn die notwendigen Werte erreicht werden sollen. 

Auch Ton, mit dem Ziegel hergestellt werden, ist ein endliches Material. Wenn wir plötzlich alles mit Ziegeln bauen würden, wird es bald keine Tongruben mehr geben. Dass in leeren Tongruben Biotope entstehen können ist kein stichhaltiges Argument.

Dass mehrgeschossige Häuser nicht aus Holz gebaut werden können ist sicher nicht richtig. Es funktioniert mit einem entsprechenden Aufwand an Zeit und Geld, d. h. dafür brauchen sie einen Liebhaber, der bereit ist, deutlich mehr für sein Haus zu zahlen bzw. seine Eigentumswohnung als für ein konventionell erstelltes Gebäude.

Nun noch kurz zum Thema Kork. Ich weiß nicht, wie viele Korkeichen es im Mittelmeerraum gibt und weiß deshalb auch nicht, wieviel Kork wir dann mit dem Lastenfahrrad ohne Elektromotor aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland bringen können. 

Aber ich bin mir ganz sicher, wenn wir nur versuchen würden, 10 % der bislang verwendeten Dämmstoffe durch Kork zu ersetzen, dass es dann im Mittelmeerraum bald keine Korkeichen mehr gibt, von denen man die Rinde ernten kann. 

Welche Vorteile natürliche Baustoffe bieten dürfte jedem von uns klar sein, das lässt sich aber nicht in einem nennenswerten Umfang beim Bau von Häusern umsetzen, so wie ich es oben schon ausgeführt habe.

Ich hebe deshalb noch einmal hervor, dass der entscheidende Hebel, den wir einsetzen können, der ist, dass wir grünen Strom und grünen Wasserstoff bevorzugt einsetzen bei der Herstellung von Zement, Beton und Stahl. Das verbessert unsere CO2-Bilanz ganz gewaltig und hat deshalb sofort große positive Auswirkungen auf unsere Umwelt. 

Dies ist meine subjektive Betrachtung dieses Themas, vielleicht kann ich damit den ein oder anderen Denkanstoß geben.

Bleiben Sie gesund.

Gärtringen, den 11. Mai 2023

Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH

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