Aktuelles / Pressespiegel
100 Millionen Euro – und noch keine neue Wohnung
Artikel aus der Böblinger Kreiszeitung vom 23. September 2022
Als ich vor über zwei Jahren von der tollen Idee las, dass Hundert Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden vom Land, damit kostengünstige Wohnungen entstehen in Baden-Württemberg, habe ich den Kopf geschüttelt und mich gefragt: wie soll dies klappen?
Grundstücke gibt es genügend in unserer Region, man muss sie bezahlen wollen und auch das Land Baden-Württemberg kann nicht zaubern und Grundstückseigentümer dazu bewegen, ihr Grundstück für die Hälfte des marktüblichen Preises oder noch günstiger zu verkaufen.
Ob einem das nun gefällt oder nicht, das sind nun mal die Tatsachen.
Natürlich kann der neue Bürgermeister von Steinenbronn nichts dafür, dass noch nichts gelaufen ist in seiner Gemeinde. Das zeigt doch deutlich, dass es nichts wird, wenn „der Staat“ der Meinung ist, dass er es besser kann als diejenigen, die seit Jahrzehnten damit Geld verdienen.
Es ist noch nicht allzu lange her, da gab es eine landeseigene Förderung, dass derjenige, der Mietwohnungen gebaut hat, die zu einem Preis x vermietet werden über einen Zeitraum von 10 oder 20 Jahren, über die L-Bank einen deutlich zinsverbilligten Kredit bekam.
Die Beispiele die ich kenne sind noch aus dem Ende der 90er Jahre. Damals bezahlte man für eine Bauplatz-Zwischenfinanzierung so etwa 9 % bis 10 % bei der Bank und unsere Kunden, die ein Haus bei uns gekauft haben, zwischen 7 % und 9 %.
Ein guter Freund und Geschäftspartner hat damals einen Kredit mit einem Zinssatz von 1% bekommen. Das Land hat sich damals sicher nicht mit über 3 % refinanziert. Er hat 72 Wohnungen in Villingen-Schwenningen gebaut und zu einem sehr günstigen Preis, so wie vereinbart, vermietet. Das hat unsere Landesregierung ganz sicher wesentlich weniger gekostet als das, was jetzt funktionieren soll, was aber nicht funktionieren kann.
Vielleicht wäre das Geld sinnvoller angelegt, etwas Ähnliches zu machen wie das, was damals schon gut funktioniert hat, wobei aber nicht das Land der Initiator war, sondern ein privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen, das auch Steuern zahlt.
Ich kann nicht erkennen, dass mit dem jetzigen „Programm“ auch nur eine einzige Gemeinde beginnt, Mietwohnungen zu bauen, sondern die Gemeinden suchen dann einen Investor, der das macht. Dieser kann mit diesen Rahmenbedingungen aber dann kein Geld verdienen.
Vielleicht ist es jetzt Zeit, darüber nachzudenken seitens unserer Wohnungsbauministerin in Stuttgart, ob nicht wieder Dinge umgesetzt werden können, die sich nachweislich bewährt haben, anstatt neue Dinge zu erfinden, die aller Voraussicht nach zumindest weitestgehend nicht funktionieren.
Wir alle machen Fehler jeden Tag, ich auch. Die Frage ist, ob und wann man einsieht, dass man einen Fehler gemacht hat und wie man diesen korrigiert.
Bleiben Sie gesund.
Gärtringen, den 23. September 2022
Bernd Geisel, Bauconcept Projektentwicklung GmbH